Michael Jarrell © C. Daguet / Editions Henry Lemoine
"1958 in Genf geboren, studierte Michael Jarrell Komposition am Genfer Konservatorium bei Eric Gaudibert sowie in mehreren Meisterklassen in den USA (Tanglewood, 1979). Er vervollständigte seine Ausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg (Breisgau), bei Klaus Huber.
Seit 1982 erhielten seine Werke zahlreiche Auszeichnungen: Prix Acanthes (1983), Beethovenpreis der Stadt Bonn (1986), Marescotti (1986), Gaudeamus und Henriette Renié (1988) und den Siemens-Förderungspreis (1990). Zwischen 1986 und 1988 war Jarrell Stipendiat an der Cité des Arts in Paris und Teilnehmer des Informatik-Kursus am Ircam. Er war Stipendiat der Villa Medici (Rom,1988/89), sodann Mitglied des Istituto Svizzero di Roma (1989/90). 2010 wurde er mit dem Musikpreis der Stadt Wien ausgezeichnet.
Von Oktober 1991 bis 1993, war er "composer in residence" des Orchestre de Lyon. Seit 1993 ist er Professor für Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. 1996 war er composer in residence des Festivals von Luzern. 2000 ehrte ihn das Festival Musica Nova Helsinki und 2001 erhielt er von den Salzburger Festspielen den Auftrag für ein Klavierkonzert mit dem Titel Abschied. Im selben Jahr wurde er Chevalier des Arts et des Lettres. 2004 wird er zum Kompositionsprofessor am Conservatoire supérieur von Genf ernannt.
Der konzertante Stil bedeutet für Jarrell eine bleibende Inspirationsquelle: ... un temps de silence ... wurde im März 2007 in Genf von Emmanuel Pahud und dem Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung von Heinz Holliger uraufgeführt. Nachlese III, ein Doppelkonzert für Klarinette, Violoncello und Orchester (Auftrag des WDR) wurde im Herbst 2007 in Köln uraufgeführt und das Orchestre de la Suisse Romande spielte 2009 die Erstaufführung von ... Le Ciel, tout à l’heure encore si limpide, soudain se trouble horriblement ... unter der Leitung von Marek Janowski.
Seine Oper Galilei, nach Brecht, ein Auftrag des Grand Théâtre de Genève, wurde im Januar 2006 uraufgeführt.
Die Kammeroper Cassandre, 1994 am Pariser Châtelet uraufgeführt, wird international gespielt, in Übersetzungen ins Deutsche, Englische, Spanische, Finnische Russische und Italienische."
Michael Jarrell: Biografie (2020), abgerufen am 28.09.2020 [https://www.michaeljarrell.com/pdf/BiographieDE.pdf]
- Stilbeschreibung
""Musik ist für mich ein Wechselwirken von zwei Elementen: des akustischen Materials und der geistigen Idee. Sie ist sowohl ein Mittel des Ausdrucks als auch ein Handwerk, das auf eine tägliche Arbeit angewiesen ist." Auf der Suche nach dem "Opus perfectum" feilt Michael Jarrell unablässig an seinen kompositorischen Ideen - ein Perfektionierungsprozess, bei dem nicht nur die Interpreten seiner Musik einbezogen werden, sondern bisweilen auch die Publikumsreaktionen, welche die jeweiligen Werke hervorriefen. Schließ-lich sieht der Schweizer Komponist das Ziel seiner "entwickelnden Arbeit an Elementen, die ich besser und besser beherrsche" darin, "eine für den Zuhörer nachvollziehbare Formulierung, eine zufriedenstellende Übereinstimmung zwischen Sprache und Wahrnehmung" zu finden. Zu dieser Arbeitsweise, bei der ein stetiges Bemühen um Klarheit und Genauigkeit im Vordergrund steht, wurde Jarrell durch Künstler wie Alberto Giacometti und Edgard Varèse angeregt: An Giacometti be wundert er die technische Vollkommenheit und das Experimentieren innerhalb eines vorgegebe-nen Rahmens (etwa in den Portraits). An Varèse fasziniert ihn die Auffassung von Musik als quasi räumlich zu modellierende Klangmasse. Jarrell hat bislang fast für jede Gattung komponiert, doch gibt es gewisse Marksteine in seinem Werk wie z. B. Assonances, eine Art Skizzenbuch, zu denen er immer wieder zurückkehrt."
Isabelle Faust (Violine): Saison 2014/2015 Sonderkonzert (2014), abgerufen am 28.09.2020"Musik ist für mich ein Wechselwirken von zwei Elementen: des akustischen Materials und der geistigen Idee. Sie ist sowohl ein Mittel des Ausdrucks als auch ein Handwerk, das auf tägliche Arbeit angewiesen ist. Das akustische Material verlangt Vorbereitung, Anordnung und auch Auswahl, um die geistige Idee tragen zu können. Während sich der Großteil des akustischen Materials in der klassischen Musik in eine Art allgemeinen Bewußtseins eingegliedert hat, wodurch der Zugang erleichtert wurde, führen die Erweiterung dieses Materials im 20. Jahrhundert und das Fehlen eines allgemein akzeptierten Systems zu wichtigen Problemen für die Wahrnehmung. Außerdem spielen in der Musik als einer nicht signifikanten Kunst vor allem linguistische Strukturen eine bedeutende Rolle. Wenn ich komponiere, muß ich mich systematisch für eine bestimmte Auswahl entscheiden, wodurch die Aufeinanderfolge der Ereignisse und die Abfolge der Form bestimmt wird. Einmal ein Entschluß gefaßt, gibt es keinen Weg zurück. In diesem Sinne gleicht die Komposition einem baumartigen System: Ein Motiv, eine Gestalt kann sich auf unterschiedliche Art und Weise entwickeln. Bestimmte Elemente eines Stückes können zum Keim eines anderen werden. Meine Arbeitsmethode ist an psychoakustische Phänomene und die Suche nach einer Sprache gebunden; es wird eine für den Zuhörer nachvollziehbare Formulierung, eine zufriedenstellende Übereinstimmung zwischen Sprache und Wahrnehmung angestrebt, die auf dem Einsatz von erkennbaren Elementen wie Motiven, "gefrorenen" Tonhöhen oder musikalischen Gesten beruht. Ebensowenig wie ich beabsichtige, Tabula rasa mit der Vergangenheit zu machen, möchte ich auch beim Aufbau meiner Stücke nicht immer vom Nullpunkt ausgehen. Im Gegenteil; was mir vor allem wichtig ist, ist die entwickelnde Arbeit an Elementen, die ich besser und besser beherrsche, um somit einen gewissen fließenden Ablauf zu erreichen und eine bezeichnende Kontinuität zwischen den einzelnen Werken zu schaffen. Begeistert von Künstlern wie Giacometti oder Varèse, die unentwegt an ein und derselben Idee arbeiten, empfinde ich meine eigene Entwicklung als eine Art "Auto-Analyse"."
Michael Jarrell: CD-Beiheft Musikprotokoll '90 (1990)- Auszeichnungen
1983 Centre Acanthes, Metz (Frankreich): Prix Acanthes - Kompositionspreis (Assonance)
1986 Stadt Bonn (Deuschland): Beethoven-Preis (Trei II)
1986 Centro Studi e Ricerche Santa Giacinta Marescotti, Vignanello (Italien): Marescotti-Preis
1986–1988 Cité des Arts Paris (Frankreich): Stipendiat
1988 Académie des Beaux Arts, Paris (Frankreich): Henriette-Renié-Preis (Conversions)
1988 Internationaler Komponistenwettbewerb - Gaudeamus Foundation (Niederlande): 1. Preis (Instantanés)
1988–1989 Académie de France, Villa Medici Rom (Italien): Stipendiat
1990 Ernst von Siemens Musikstiftung (Schweiz, Deutschland): Siemens-Förderpreis
1996 Lucerne Festival (Schweiz): Composer in Residence
2000 Musica Nova Helsinki – Festival der Neuen Musik (Finnland): Auszeichnung
2001 Republik Frankreich: Chevalier des Arts et des Letters
2010 Stadt Wien: Preis für Musik
2017 Fondation Leenaards, Lausanne (Schweiz): Auszeichnung
2019 Schweizer Bundesamt für Kultur: Schweizer Musikpreis- Ausbildung
1977–1981 Conservatoire Populaire de Genève (Schweiz): Klavier und Schlagzeug, und Musiktheorie und Komposition (Eric Gaudibert)
1977–1979 TMC – Tanglewood Music Center (Berkshire Music Center), Tanglewood (USA): regelmäßige Seminare und Musikworkshops
1981–1987 Hochschule für Musik Freiburg/Breisgau (Deutschland): Komposition (Klaus Huber, Brian Ferneyhough), Musiktheorie (Peter Förtig)
1986–1988 Institut de recherche et coordination acoustique – IRCAM, Paris (Frankreich): Computermusik (Pierre Boulez)- Tätigkeiten
1989–1990 Istituto Svizzero di Roma (Italien): Mitglied
1993–heute mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Professor (Komposition und Tontechnik)
2004–heute Haute École de Musique de Genève (Schweiz): Professor (Komposition)
2011 Académie musicale de Villecroze (Frankreich): Lehrer
2011 Concours de Genève (Schweiz): Vorsitzender der Kompositions-Jury
2015 Concours de Genève (Schweiz): Vorsitzender der Kompositions-Jury
2015–2016 Wissenschaftskolleg zu Berlin (Deutschland): diverse Projekt- und Arbeitsvorhaben
2019 Concours de Genève (Schweiz): Mitglied der Kompositions-JurySchüler:innen (Auswahl)
Yuheng Chen, Sonja Huber, Jorge Sánchez-Chiong, Gerald Resch, Mathias Johannes Schmidhammer, Wolfgang Suppan, Ernst WallyMitglied in den Orchestern
1991–1993 Orchestre National de Lyon (Frankreich): Mitglied und Composer in ResidenceZusammenarbeit u. a. mit: François Leleux, Isabel Faust, Ilya Gringolts und Tabea Zimmermann
- Aufträge (Auswahl)
1984 Stadt Genf (Schweiz): Trace-écart
1985 für das Orchestre de la Suisse Romande - Stadt Genf (Schweiz): Instantanés
1986 Fondation Pro Helvetia (Schweiz): Essaims-cribles
1986 Stadt Genf (Schweiz): Eco
1987 Republik Frankreich: Formes-Fragments, Modifications
1988 Association des Musiciens Suisses (AMS) (Schweiz): Conversions
1988 Französisches Institut Bremen (Deutschland): Eco II
1989 SWR – Südwestrundfunk (Deutschland): ... d'ombres lointaines ...
1989 Salzburger Landestheater: Der Schatten, das Band, das uns an die Erde bindet
1990 Steirischer Herbst: Assonance V (chaque jour n'est qu'une trêve entre deux nuits)
1992 Orchestre National de Lyon (Frankreich): Passages
1993 Stiftung Pro Helvetia (Schweiz), Théâtre du Châtelet Paris (Frankreich): Cassandre (franz. Version)
1993 Ensemble InterContemporain, Institut de recherche et coordination acoustique – IRCAM (Frankreich): Rhizomes (Assonance VIIb)
1996 Forum Neue Musik Luzern (Schweiz), SWR – Südwestrundfunk (Deutschland): Mémoires
1997 WDR – Westdeutscher Rundfunk (Deutschland), Wien Modern: Zeitfragmente
2001 Salzburger Festspiele: Abschied
2005 Grand Théâtre de Genève (Schweiz): Galilei
2008 Orchestre de la Suisse Romande (Schweiz): ... Le ciel, tout à l'heure encore si limpide, soudain se trouble horriblement ...
2010 Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar (Deutschland): Etude
2011 Festival international de musique de Besancon (Frankreich): ... Ombres ...
2013 Wagner Geneva Festival (Schweiz): Siegfried, nocturne
2013 Salzburg Foundation: Adtende, ubi albescit veritas
2015 Arditti Quartett: ... in verästelten Gedanken ... (Nachlese VIIb)
2016 hr – Hessischer Rundfunk (Deutschland): Aquateinte
2016 PHACE, Ernst von Siemens Musikstiftung: Verästelungen (Assonance Ic)
2016 Orchestre National des Pays de la Loire (Frankreich), Ernst von Siemens Musikstiftung (Schweiz, Deutschland): Emergences-Résurgences
2018 Opéra National de Paris (Frankreich): Bérénice
2019 für The Suntory Hall International Program for Music Composition - Suntory Holdings Limited (Japan): 4 Eindrücke
2019 Radio France (Frankreich), Orchestre de la Suisse Romande (Schweiz): Reflections
2022 Ensemble Musikfabrik, Kunststiftung NRW (Deutschland): Quatre îles d’un archipel »Vier Inseln eines Archipels«- Aufführungen (Auswahl)
1983 Charlotte Hoffmann (s), Ensemble Contrechamps, Philippe Albera (dir), Genf (Schweiz): Trei II (UA)
1984 Nicholas Cox (cl) - Aspen Festival (USA): Assonance (UA)
1984 Julia Mende (s), Maria Dries (a), Ensemble des Instituts für Neue Musik (Hochschule für Musik Freiburg/Breisgau), Ingo Metzmacher (dir) - Hochschule für Musik Freiburg/Breisgau (Deutschland): Trace-écart (UA)
1985 Liliane Mazeron (s), Anne Bartelloni (a), Gastone Sarti (bar), Michael Morris (schsp), Ensemble Contrechamps, Giorgio Bernasconi (dir), Genf (Schweiz): Dérives (UA)
1986 Sarah Walker (MezzoS), Roger Vignoles (pf) - Radio Suisse Romande, Salle Ansermet Genf (Schweiz): Eco (UA)
1987 Claude Helffer (pf), Ensemble Contrechamps, Arturo Tamayo (dir)
- Festival Musica, Straßburg (Frankreich): Modifications (UA)
1988 Chantal Mathieu (hf), Kammerorchester Solothurn, Bruno Späti (dir) - Association des Musiciens Suisses (AMS) (Schweiz): Conversions (UA)
1988 Ernesto Molinari (bcl), Ensemble der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, Jürg Wyttenbach (dir), Kasino Basel (Schweiz): Essaims-cribles (UA)
1989 Sharon Cooper (MezzoS), Ensemble FA, Dominique My (dir) - Radio France, Paris (Frankreich): Eco II (UA)
1989 Harry Sparnaay (cl), Frances Marie Uitti (vc), Polo de Haas (pf), Amsterdam (Niederlande): Assonance III (UA)
1990 Michael Sterling (vc), Ensemble Modern, Peter Eötvös (dir) - Musikprotokoll im Steirischen Herbst, Graz: Assonance V (chaque jour n'est qu'une trêve entre deux nuits) (UA)
1990 Sharon Cooper (s), SWR Symphonieorchester, Arturo Tamayo (dir) - Donaueschinger Musiktage (Deutschland): ... d'ombres lointaines ... (UA)
1991 Ensemble Contrechamps, Giorgio Bernasconi (dir) - Festival Ars Musica, Brüssel (Belgien): Assonance VI (UA)
1992 Gérard Caussé (va), Orchestre de Liège, Georges-Elis Octors (dir), Ancienne salle du Conservatoire Liége (Belgien): From the leaves of shadow (UA)
1993 Ensemble InterContemporain, Centre Pompidou Paris (Frankreich): Rhizomes (Assonance VIIb) (UA)
1994 Marthe Keller (schsp), Ensemble InterContemporain, David Robertson (dir), Théâtre du Châtelet Paris (Frankreich): Cassandre (franz. Version) (UA)
1995 Michael Colling (cl), Christophe van Kampa (vc), London Sinfonietta, Markus Stenz (dir), Villa Louvigny (Luxemburg): Bebung (UA)
1996 Claude Delangle (sax), Ensemble Court-Circuit, Pierre-André Valade (dir), Paris (Frankreich): Résurgences (UA)
1998 Arditti Quartett - Wittener Tage für Neue Kammermusik (Deutschland): Zeitfragmente (UA)
2001 Thomas Larcher (pf), ORF Radio Symphonieorchester Wien, Dennis Russell Davies (dir) Salzburger Festspiele, Haus für Mozart: Abschied (UA)
2002 Les Percussions de Strasbourg, Straßburg (Frankreich): Incipit (UA)
2004 Marino Formenti (pf), Ensemble Contrechamps, Jurjen Hempel (dir) - World New Music Days, Zürich (Schweiz): Abschied II (UA)
2006 Choeur du Grand Théâtre, Ching-Lien Wu (ltg), Orchestre de la Suisse Romande, Pascal Rophé (dir), Grand Théâtre de Genève (Schweiz): Galilei (UA)
2007 Ensemble Contrechamps - Festival de Musique de Strasbourg (Frankreich): ... Nachlese ... II (UA)
2007 Ernesto Molinari (cl), Thomas Demenga (vc), WDR Sinfonieorchester, Peter Rundel (dir), Philharmonie Köln (Deutschland): ... Nachlese ... III - Es bleibt eine zitternde Bebung (UA)
2009 Ensemble InterContemporain, Paris (Frankreich): Assonance IVb (UA)
2009 Orchestre de la Suisse Romande, Marek Janowski (dir), Genf (Schweiz): ... Le ciel, tout à l'heure encore si limpide, soudain se trouble horriblement ... (UA)
2010 Neue Vocalsolisten Stuttgart, Percussions de Strasbourg - Schwetzinger Festspiele (Deutschland): Le Père - Der Vater (UA)
2010 Isabelle Faust (vl), Ensemble Contrechamps, Stefan Asbury (dir) - Festival Musica, Straßburg (Frankreich):
2011 7. Internationaler Liszt Klavier-Wettbewerb - Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar (Deutschland): Etude (UA)
2011 Orchestre Philharmonique de Bruxelles - Festival international de musique de Besancon (Frankreich): ... Ombres ... (UA)
2012 Jean-Guihen Queyras (vc), Utah Symphony Orchestra, Thierry Fischer (dir), Salt Lake City (USA): Emergences (Nachlese VI) (UA)
2012 Yeree Suh (s), Ensemble Contrechamps - Festival Archipel, Genf (Schweiz): Nachlese Vb (UA)
2013 Bo Skovhus (bar), Ensemble Multilatérale, Stefan Asbury (dir) - Wagner Geneva Festival (Schweiz): Siegfried, nocturne (UA)
2013 Matthias Goerne (bar), Sharoun Ensemble, Matthias Pintscher (dir) - Salzburger Festspiele, Mozarteum Salzburg: Adtende, ubi albescit veritas (UA)
2014 Nicolas Hodges (pf), Sinfonieorchester Münster, Fabrizio Ventura (dir) - KlangZeitMünster (Deutschland): Reflets (UA)
2015 Arditti Quartett - Festival Aspects des musiques d'aujourd'hui, Caen (Frankreich): ... in verästelten Gedanken ... (Nachlese VIIb) (UA)
2015 Alexandra Grefin-Klein (vl) - Festival Aspects des musiques d'aujourd'hui, Caen (Frankreich): Dornröschen (Nachlese IVb) (UA)
2016 François Leleux (ob), HR Sinfonieorchester, Andrés Orozco-Estrada (dir), Alte Oper Frankfurt (Deutschland): Aquateinte (UA)
2016 PHACE | CONTEMPORARY MUSIC, Joseph Trafton (dir) - Festival Musica, Straßburg (Frankreich): Verästelungen (Assonance Ic) (UA)
2016 Tabea Zimmermann (va), Orchestre National des Pays de la Loire, Pascal Rophé (dir) - Festival Musica, Straßburg (Frankreich): Emergences-Résurgences (UA)
2017 Webern Ensemble Wien, Jean-Bernard Matter / Jaime Wolfson (dir) mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Arnold Schönberg Center, Wien: Schwerpunktkonzerte Michael Jarrell
2017 Emmanuel Pahud (fl), Sharoun Ensemble, Berliner Philharmonie (Deutschland): ...Un temps de silence... (UA)
2018 Orchestre de l'Opéra national de Paris, Philippe Jordan (dir) - Opéra National de Paris, Palas Garnier Paris (Frankreich): Bérénice (UA)
2019 TeilnehmerInnen des Wettbewerbes Long Thibaud Crespin, Paris (Frankreich): Etude n°2 (Réminiscences) (UA)
2019 Renaud Capuçon (vl), Tokyo Symphony Orchestra, Pascal Rophé (dir), Tokio (Japan): 4 Eindrücke (UA)
2019 Bertrand Chamayou (pf), Orchestre Philharmonique de Radio France, Kazuki Yamada (dir), Philharmonie Paris (Frankreich): Reflections (UA)
2019 Projekt "Saiten-Tasten" - Wien Modern, Wiener Konzerthaus: Petite danse (UA)
2020 Emmanuel Pahud (fl) - Festival of New Music, Barenboim-Said Akademie Berlin, Live-Stream: Le point est la source de tout ... (Epitome II) (UA)
2021 Eric Le Sage (pn) - Festival Solistes à Bagatelle, Paris (Frankreich): Albumblätter (UA)
2023 Ensemble Musikfabrik, Dirk Rothbrust (schlgz), Enno Poppe (dir), Wien Modern - MICHAEL JARRELL: QUATRE ÎLES D’UN ARCHIPEL | PETER ZUMTHOR 5, Musikverein Wien: Quatre îles d’un archipel »Vier Inseln eines Archipels« (UA)- Pressestimmen
04. Oktober 2018
"Der Schweizer Michael Jarrell [...] hat auch schon zu Texten von Christa Wolf (Kassandra) und Heiner Müller (Der Vater) Opern komponiert. [...]. Diesmal lieferte der französische Klassiker Jean Racine die Vorlage. [...] Aus dessen Tragödie "Bérénice" [...] hat sich der Komponist selbst vier Sequenzen (wie er es nennt) für sein Libretto zur jetzt uraufgeführten gleichnamigen Opernnovität gestrickt. [...] Die packend raunende Musik schleicht sich zunächst an, zieht Kreise, scheint dann aber mehr und mehr aus dem Inneren der Akteure zu kommen, vermag sich aufzubäumen und ist dabei so beredt wie die Partien der Protagonisten. [...] Mit Michael Jarrells neuer Oper wurde im Palais Garnier jedenfalls ein exquisites Gesamtkunstwerk bejubelt. Und dem man eine weitere Verbreitung nur wünschen kann."
Neue Musikzeitung: Im Pariser Palaos Garnier begeistert die neue Oper "Bérénice" von Michael Jarrell (Joachim Lange, 2018)02. Oktober 2018
Bérénice
"[...] Die Bühnenaktionen stehen allerdings in großem Kontrast zur Musik, die Philippe Jordan mit großer Suggestionskraft entfaltet. Schön ist diese Musik, in einem ganz altmodischen Sinne, sie bezieht den Zuhörer mit ein, umhüllt ihn geradezu, und am liebsten würde man sie wortlos als Geheimnis für sich stehen lassen. Jarrell mag sich diesen nicht unbedingt genuinen Opernstoff gewählt haben, weil er ihn in die tiefsten Orchesterlagen transportieren kann. Alle Instrumente mit Kontraoktave sind hier rund um Pauke, Schlagzeug und tiefes Blech gefragt, um elektronisch verstärkte dunkle Klangwogen zu produzieren, die in zeremoniellem Tempo anrollen und im langen Nachhall wieder verklingen. Manchmal ballen sich die Klänge zu Gewittern, dann blitzt es auch in den Orchesterspitzen auf, und die Farbe wird metallischer. Manchmal verstummt die Musik auch oder zieht sich auf einem Ton zurück. Das Höhenregister ist allein der Gesangspartie der Bérénice vorbehalten - die Sphäre für den Ausnahmezustand."
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Lotte Thaler, 2018)01. März 2016
"Für das konservative Ohr ist das "Lied ohne Worte" von Michael Jarrell eigentlich ein Mysterium. Hartes Pizzicato der Streicher unterbricht formlos immer wieder weiche, getragene Passagen des Klaviers, eine Melodie im traditionellen Sinne ist dabei kaum erkennbar. Was das Stück schlussendlich dennoch zu einem Erlebnis macht, ist die Technik der Tonerzeugung: Die Abdeckung des Flügels wird vollständig geöffnet, immer wieder steht Pianistin Karla Haltenwanger auf, beugt sich weit nach vorn und zupft händisch die im Inneren des Instruments gespannten Saiten, statt sie an der Klaviatur anzuschlagen. Punktgenau steigen ihre Kolleginnen Birgit Erz an der Violine und Ilona Kindt am Violoncello wieder in die ungewöhnliche Tonfolge ein, zusammen erzeugen die drei einen herzschlagartigen Rhythmus, bei dem sich am Ende Aug und Ohr versöhnen und die Hände zum Applaus einsteigen. Das Konzept der „Boulangerie“, der Konzertreihe des Trios, beinhaltet, dass jeder Abend einem zeitgenössischen Komponisten gewidmet ist, der an einem Bühnengespräch teilnimmt. Das gibt Aufschluss über die Exotik von Jarrells Stück: "Der Klang eines temperierten Klaviers ist eigentlich falsch, das ist kein Naturklang, wir haben uns nur so daran gewöhnt, dass alles andere seltsam erscheint", erklärt er."
Die Presse: Boulanger Trio - Himmlische Sonaten- und Naturklänge (Elisabeth Hofer, 2016), abgerufen am 28.09.202013. Jänner 2012
""La Chambre aux échos" (2009-2012) ist ein Stück, in dem sich Michael Jarrell auf einen Roman von Richard Powers bezieht. Dieser beschreibt die Situation eines Menschen, der nach einer schweren Kopfverletzung das Funktionieren des Gehirns neu erlernen muss. In den vier Sätzen des Stückes prallen heftige Gegensätze aufeinander, dem Klangschimmern der Streicher, die sich aus dem flimmernden Nichts zu entwickeln scheinen, knallen wiederholte Bombeneinschläge des Schlagzeugapparats entgegen. Immer wieder Erschrecken - leise Aufhaltemöglichkeiten werden im Keim erstickt durch Erschrecken, Verdrönen, Zerstören. Eine Welt des Scheiterns der ständigen Nicht-Verstehens, da das Verstehen selbst zerschlagen wird. Helligkeit wird konterkariert durch punktuelles Dunkel, Einzeltöne, wie verloren, ohne Zusammenhang gedacht, überdecken Streichertremoli, Hektik breitet sich aus, massive Schlussschläge beenden das Stück. Die Katastrophe im Kopf als Komposition. Man hätte schreien mögen.
Neue Musikzeitung: Katastrophe im Kopf - das Ensemble Intercontemporain mit vier neuen Stücken in Köln (Ute Büchter-Römer, 2012), abgerufen am 28.09.202007. Juli 2010
"Das innere Drama, das hier wirksam wird, hat den 1958 geborenen Westschweizer Komponisten Michael Jarrell magisch angezogen. Schon in seinem ersten Bühnenwerk, dem Monodram "Cassandre" nach Christa Wolf, fand er für das Ausgestoßensein der antiken Seherin Klänge, die die psychische Anspannung der Figur mit ungeheurer Intensität spiegelten. Auch "Le Père" [...] bevorzugt Stilmittel des Monodrams, allerdings in einer vielschichtigen Dramaturgie. Wenn der Darsteller Gilles Privat die Erinnerungen des Sohnes an den Vater bruchstückhaft in einem sachlichen Erzählton vorträgt, entfaltet ein reich besetztes Schlagzeug - die fabelhaften Percussions de Strasbourg - dazu eine zweite musikalische Bericht-Ebene, in der sich zwischen harten Schlägen und zartesten klanglichen Entfaltungen bis hin zu Zischen und Sirren die gesprochenen Ereignisse gleichsam kontrapunktisch spiegeln. Äußerst subtil werden die Live-Klänge durch das Pariser Ircam in den Raum projiziert, ebenso die begleitenden Stimmen dreier Sängerinnen, die dem Klanggeschehen oft etwas Seraphisches und Überhöhendes verleihen - eine Art klingender Utopie. In der Verbindung von reinem Sprechton und frei korrespondierender Klangpartitur zeichnet sich Jarrells Musiktheater auch hier wieder durch Originalität und Individualität aus. Seine ästhetischen Imaginationen öffnen sich dabei bedrängenden Themen, die der Komponist bevorzugt in der Literatur aufspürt, die er jedoch nicht im Stil einer Literaturoper verarbeitet, sondern als freies Assoziationsmaterial für seine Komposition. Mit "Le Père" haben die Schwetzinger Festspiele ihren vielen Uraufführungen in den vergangenen Jahrzehnten einen neuen Glanzpunkt zugefügt."
Neue Musikzeitung: Wenn die Söhne mit den Vätern ins Gericht gehen (Gerhard Rohde, 2010), abgerufen am 28.09.202028. April 2009
"Für Marek Janowski ist es ein Heimspiel mit Auswärtsmannschaft. Auf Tournee mit dem Orchestre de la Suisse Romande, hat der Maestro in der Philharmonie französische Kost im Gepäck - entriert von einem Schweizer Appetitanreger. Michael Jarrells Orchesterwerk ...Le ciel, tout à l'heure encore si limpide, soudain se trouble horriblement..., erst vor einer Woche in Genf uraufgeführt, ist ein amotivisches Spiel mit Klangfarben und Farbklängen. Enorm basslastig instrumentiert, formen sich nervös flirrende Dialoge zu ruhenden Flächen, die bisweilen gar Grundtongefühle vorgaukeln. Viel Organik, wenig Konstruktivismus."
Der Tagesspiegel: Wenn der Himmel sich verdunkelt - Französisches in der Philharmonie (Daniel Wixforth, 2009)28. Jänner 2006
"Michael Jarrell, Meister der schwebenden Klänge, hat ein ganz und gar nicht ätherisches Sujet für seine erste abendfüllende Oper gewählt: Bertolt Brechts "Leben des Galilei" [...] In den oft atemberaubend dicht geschichteten Ensembles behält jeder seinen Charakter, seinen Rhythmus, seine Farbe bei. Hier hat das Stück seine erregendsten Momente. Das Publikum der Genfer Oper nahm die zwei Stunden pausenlos ablaufende Novität konzentriert und zuletzt mit viel Applaus zur Kenntnis."
Die Presse: Brecht-Oper: Es gibt ein Leben nach Mozarts Tod (Wilhelm Sinkovicz, 2006)30. April 1998
"Die 30. Wittener Tage für Neue Musik wollen Künste und Wahrnehmungen vernetzen. [...] Daß am Ende doch alles wieder Melodie wird, wie Christian Wolff einmal bemerkte, frustriert auch dessen Kollegen nicht [...] Auch nicht Michael Jarrell, dessen Streichquartett "Zeitfragmente" (gespielt vom Arditti-Quartett) zwischen Statik und Beschleunigung, zwischen auftrumpfendem Forte und im Nichts versickerndem Piano, zwischen Klangfeldern und -punkten die unfaßbare Mitte sucht, die wir "Gegenwart" nennen."
Berliner Zeitung: Suche nach der dunkleren Stille (Raoul Mörchen, 1998)- Diskografie (Auswahl)
als Komponist
2017 Michael Jarrell: ... mais les images restent ... - æon
2009 Cassandre - Astrid Bas, Ensemble InterContemporain, Susanna Mälkki (Kairos)
2007 ... prisme / incidences ... - Emmanuel Pahud, Paul Meyer, François Leleux, Hae-Sun Kang, Marino Formenti, Orchestre de la Suisse Romande, Pascal Rophé (dir) (æon)
2005 Michael Jarrell: Music for a While - æon
Michael Jarrell: Solos - Desjardins, Florent Jodelet (æon)
1997 Michael Jarrell - (Musiques Suisses)
1994 Michael Jarrell: chaque jour n'est qu'une trêve entre deux nuits - Pierre Strauch, Ensemble InterContemporain, Peter Eötvös (dir) (Accord)
1994 Michael Jarrell: Trei II / Modifications / Eco / Trace-Ecart - Charlotte Hoffman, Claude Helffer, Sharon Cooper, Sébastien Risler, Rosemary Hardy, Ensemble Contrechamps, Giorgio Bernasconi (dir) (Accord)
1988 Michael Jarrell - Claude Helffer, Rosemary Hardy, Sharon Cooper (2), Charlotte Hoffmann, Ensemble Contrechamps, Giorgio Bernasconi (dir) (GMS Digital)Tonträger mit seinen Werken
2018 Time and Motion - Hugo Queirós (Kairos) // Track 1: Assonance II
2015 Grammont Sélection 8 (Musiques Suisses) // CD 2, Track 1: Reflets
2015 Flows - Vincent David (NoMadMusic) // Track 1: Resurgences
2013 Grammont Sélection 6 (Musiques Suisses) // CD 2, Track 1: Nachlese Vb
2013 Echzeit - Asasello Quartett (GENUIN Classics) // Track 1: Zeitfragment - quatuor à cordes
2012 50th Anniversary :: Edition 50e Anniversaire - Les Percussions De Strasbourg (Accord) // CD 11, Track 1: Incipit
2010 Schattenspiele | Shadow Games - Ensemble Musikfabrik (Edition Musikfabrik) // Track 1: ... prisme / incidences II ...
2008 Flute ConcertosEmmanuel Pahud, Orchestre Philharmonique De Radio France (EMI Classics)... Un Temps de Silence ...
2007 Musica per clarinetto solo - Fabio Di Càsola (Musiques Suisses) // Track 3: Assonance
1996 Percussion - Geneva Percussion Ensemble (Jecklin Edition) // Track 10: Assonance VII
1990 Villa Medicis 1989: Devilliers, Durieux, Jarrell (Editions Salabert) // Track 1: Essaims Cribles
1990 Musikprotokoll '90Assonance V- Literatur
Les Cahiers de l'IRCAM (1992): Michael Jarrell. Collection Compositeurs d'aujourd'hui n°1. Paris: Editions Ircam.
1994 Goertz, Harald, Österreichischer Musikrat (Hg.): JARRELL Michael. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik. Band 9). Bärenreiter: Kassel u. a., S. 69.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): JARRELL Michael. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 545–547.
Szendy, Peter (2000): Michael Jarrell - L'orchestration comme art de mentir à propos des Trois Etudes de Debussy. In: Les Cahiers de l'IRCAM (2000): Arrangements-Dérangements. Paris: Editions Ircam / L'Harmattan, S. 105–116.
Huber, Sonja (2014): Michael Jarrell: »Abschied« für Klavier und Orchester. In: Huber, Sonja (2014): Das zeitgenössische Klavierkonzert: Analysen zu M. Feldman, M. Jarrell, G. Kühr, H. Lachenmann, G. Ligeti und W. Lutoslawski. Wien: Böhlau Verlag, S. 225–258.- Quellen/Links
Website: Michael Jarrell
Editions Henry Lemoine: Michael Jarrell
IRCAM: Michael Jarrell
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 11. 9. 2024): Biografie Michael Jarrell. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/56800 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).